Ein sehr kurzes Stück für Bankdirektoren |
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Ein sehr kurzes Stück für Bankdirektoren ist eine Solooper, die in einer Bank ohne Genehmigung aufgeführt wird; ein äußerst sensibles Stück, das vom „Schnuppern am Wahnsinn“ handelt und der Rückkehr in die „lindenblütenteehafte Langeweile verständiger Anpassung.“ (Taz-Kritik). Ein anderes Stück wird auf der Metaebene inszeniert und überlagert und überschreibt, das des Librettos: Da nämlich das Singen in Banken nur im sehr begrenzten Maße toleriert wird, wird nach kürzester Zeit die Polizei alarmiert. Sondereinsatz-Kommandos, die es normalerweise mit Geiselnehmern oder schwerem Raub zu tun haben, stürmen das Gebäude. Sie sehen sich einer einzigen, dünnhäutig wirkenden Darstellerin gegenüber, deren Verletzlichkeit dadurch auf die Spitze getrieben wird, dass sie ein Papierkleid trägt. Würde man sie grob anfassen oder an ihr zerren, stünde sie nackt da (was natürlich keiner will). Eine Choreografie zwischen Inszenierung und Wirklichkeit beginnt...
...dass die Bank aufgrund ihrer
Besorgnis um ihr eigenes Image die Anzeige wegen Hausfriedensbruchs (in
allen 8 Fällen) zurückzog, zeigt, wie man mit Hilfe von
In der künstlerischen Dimension ging es darum, ein geschlossenes, genau choreographiertes theatralisches Ereignis einer vollkommen kontingenten Situation auszusetzen und es damit als Werk zu zerstören. Die auf diese Weise entstandene Form kann als Reaktion auf unsere Theaterarbeit gelesene werden, in der es unter anderem darum ging, Zeichen für Sinnlosigkeit zu finden. Diese Versuche mussten scheitern, da auf dem Theater gilt: Kaum sagt jemand etwas, schon hat es eine Bedeutung.
In
der politischen Dimension ging es darum, sich aus der Nische der subventionierten
Kultur herauszubewegen und einen kunstfremden halböffentlichen Ort
zu besetzen. Auf der einfachsten Ebene stellt es auch eine Reaktion auf
das Schrumpfen des subventionierten Raumes dar. Ein sehr kurzes Stück
für Bankdirektoren kann deshalb auch als Teil einer territorialen
Auseinandersetzung verstanden werden. Wichtig war uns, dass unsere Absichten
auch von den unfreiwilligen Mitspielern zumindest andeutungsweise verstanden
wurden. Im letzen Drittel des Stücks (an diesem Zeitpunkt war in
allen Fällen Polizei bereits präsent) wurde von der Darstellerin
ein Programmheft verteilt (rosa Papierröllchen), in dem wir uns u.a.
auch bei den Darstellern in Uniform bedanken. Die Rolle, die ihnen in
unserem Stück zugewiesen wurde, sollte nicht einzelnen Personen zugerechnet
werden. Auch sollte vermieden werden, die theatralische und doch reale
Inszenierung mit einem buchstäblichen Gut-Böse-Schema zu grundieren.
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